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16.09.2015

Neues Fahrrad für ehrlichen Finder - EZ-Bericht

Als Werner Ligendza am vergangenen Donnerstag die Eckernförder Zeitung aufschlug und den Artikel über Mohamad Abu Miri und seinen Freund Hussin las, die nachts die gefundene Geldbörse mit 500 Euro der Besitzerin zurückbrachten, war der 69-Jährige beeindruckt. „Mein erster Gedanke war: Das gibt’s doch nicht“, sagt der Karlsminder. „Ich habe nur gedacht, dass viele andere das Geld wohl für sich behalten hätten“, erzählt Ligendza. Er habe sofort die spontane Idee gehabt, dem ehrlichen Finder seinen Dank und seine Anerkennung auszusprechen, indem er ihm ein Fahrrad schenken wolle.

Mohamad Abu Miri, der aus Gaza-Stadt geflüchtet ist und in Vogelsang-Grünholz wohnt und bis gestern mit einem zusammengeschraubten Leihfahrrad aus der Fahrradwerkstatt des Willkommenskreises unterwegs war, besitzt jetzt ein Tourenrad mit Sieben-Gangschaltung. Nahezu ungebraucht stand es in Ligendzas Garage. Aus gesundheitlichen Gründen konnte der ehemalige Dentaltechniker das Fahrrad nicht mehr benutzen. Ein Anruf bei Ehefrau Marion, die in Hamburg als Krankenschwester arbeitet mit der Frage „Soll ich das Fahrrad verschenken?“ habe ihn in seinem Vorhaben gestärkt, berichtet der 69-Jährige.

In Sachen Mobilität ist Mohamad Abu Miriauf das Fahrrad angewiesen. Mit ihm fährt der 25-Jährige nach Damp, nach Karby zum Einkaufen und bis ins zwölf Kilometer entfernte Kappeln. Wiebke Starck vom Willkommenskreis Damp begleitet den Palästinenser auf seinem Besuch bei Werner Ligendza. Sie weiß, wie wichtig ein gut funktionierender Drahtesel für den 25-Jährigen, der sie bei der Integration neu ankommender Flüchtlinge unterstützt, ist. Durch seine guten Deutschkenntnisse arbeitet Mohamad als Dolmetscher, begleitet die Flüchtlinge zum Sozialamt und hilft ihnen bei der ersten Orientierung in der Gemeinde Damp.

Diese ehrenamtliche Tätigkeit stellt der Palästinenser morgen im Rahmen des Helfertreffens des Willkommenskreises vor, das um 18 Uhr im alten Amtsgebäude in Vogelsang-Grünholz beginnt. Zurzeit sind zehn Ehrenamtliche im Helferkreis engagiert. Man brauche aber noch mehr freiwillige Helfer, ist sich Wibke Starck sicher. „Wir müssen uns neu motivieren, neu aufstellen, weil wir mehr Flüchtlinge erwarten“, sagt die Koordinatorin. Denn es gehe nicht nur um Hilfe und Unterstützung bei der Orientierung im Ort oder bei Behörden- und Arztbesuchen, sondern auch um Integration. Daher sei für sie die Einbeziehung von Einheimischen ganz wichtig, erklärt die 47-Jährige.

Die Verbesserung der Mobilität und die bessere Koordination von Mitfahrgelegenheiten ist ein großes Anliegen von Starck. „Ich denke an Menschen, die jeden Tag diese Strecke fahren, nach Eckernförde oder nach Kappeln und sich vorstellen könnten, jemanden an einem Tag mitzunehmen“, entwickelt sie die Idee der „Sowieso-Fahrer“. Ein Besuch im Willkommenscafé könnte die Fahrer und potenzielle Mitfahrer zusammenbringen, so Starck.

Einwänden, man könne sich ja aufgrund der Sprachprobleme nicht verständigen, begegnet die Koordinatorin mit der Empfehlung: „Ich spreche auch kein Arabisch. Ich verwende die Häfülä-Sprache“, verrät Wibke Starck. Gemeint sei die Hände-Füße-Lächeln-Sprache, die oftmals helfen könne.